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Jan Metzler: Frauennotruf braucht breite Unterstützung

Der Bundestagsabgeordnete Jan Metzler hat gemeinsam mit dem Vorstand des Warbede Frauenzentrums Worms e.V. und Mitarbeiterinnen des Wormser Frauennotrufs Ideen diskutiert, wie der Frauennotruf auf politischer Ebene besser unterstützt werden kann. Der Frauennotruf Worms hilft bei sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen und ist dafür die einzige Anlaufstelle im weiten Umkreis. Rund 90 Mädchen und Frauen zwischen 14 und 60 Jahren suchen die Einrichtung jedes Jahr auf – mehr als der Frauennotruf eigentlich verkraftet. „Wir arbeiten an den Kapazitätsgrenzen“, erklären Regina Mayer, Annette Hölter und Marion Ramb-Uderstadt vom Warbede Frauenzentrum. Der Zuschuss von Land und Stadt reicht nicht aus: Rund 25000 Euro pro Jahr müssen an Eigenmitteln aufgebracht werden.

 

Der Wormser Frauennotruf fordert, eine Reform des Paragrafen 177 des Steuergesetzbuchs, der den Straftatbestand der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung regelt. Bisher reicht weder ein deutliches „Nein“ noch das Sich-Abwenden oder Weinen zur Erfüllung des Straftatbestands aus. Die sexuelle Selbstbestimmung wird durch das Strafrecht nicht grundsätzlich geschützt. . Jan Metzler unterstützt diese Forderung: Es gelte, auf breiter Ebene Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu finden, sagte er bei seinem Besuch vor Ort.

 

Weit mehr als ein Drittel der Hilfesuchenden kommt nicht direkt aus Worms, sondern aus dem Umkreis. Deshalb schlägt der Frauennotruf vor, dass sich auch die umliegenden Gemeinden und Verbandsgemeinden beteiligen.

 

Das Warbede Frauenzentrum Worms e.V. gründete sich 1998. Es ist ein gemeinnütziges autonomes Frauenprojekt, hervorgegangen aus dem Verein „Frauen helfen Frauen“, der 1980 das Frauenhaus gegründet hat. 1986 entstand das Frauen Café. Heute ist das Frauenzentrum Trägerverein für die Notruf- und Beratungsstelle, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Es bietet einen geschützten Raum für Frauen, insbesondere für Frauen mit sexualisierten Gewalterfahrungen. Im letzten Jahr ist der Frauennotruf ausgezeichnet worden mit dem ALISA Preis der Wormser Ethik-Initiative für vorbildliches Handeln.

 

Jede siebte Frau in Deutschland erlebt strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt, sagt Mayer und macht damit deutlich, dass dies erschreckend häufig vorkommt, aber kaum sichtbar ist. „Anders als vielfach angenommen gibt es sexualisierte Gewalt quer durch alle Schichten“, erklärt sie. Die Bewältigung und Verarbeitung könne ein ganzes Leben in Anspruch nehmen. Nicht selten tauchten Probleme, die in die Kindheit zurückreichten, erst im Erwachsenenalter auf. „65 Prozent der Betroffenen, die den Frauennotruf aufsuchen, haben sexualisierte Gewalt in der Kindheit erfahren, 30 Prozent eine Vergewaltigung“, berichtet Mayer.

 

Gebraucht würden vielschichtige Hilfsangebote: niederschwellige Angebote, wie das Frauen-Café, aber auch institutionalisierte Hilfe, etwa für Psychotherapie. Letzteres konnte einige Zeit ebenfalls im Frauennotruf geleistet werden – das Land hat die Teilzeitstelle hierfür jedoch inzwischen gestrichen.