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Inklusion nach Maß – MdB Jan Metzler besucht Kampfsportschule King Celik

Im zweiten Stock der Scheidtstraße 28 der Wormser Sportschule King Celik fliegen die Fäuste. Es wirbeln Beine über die Bodenmatten. Dann tönt ein Kampfschrei. Und mittendrin steht der Bundestagsabgeordnete Jan Metzler, die Augen weit geöffnet – doch nicht etwa vor Schreck.

 

Gespannt schaut er zu und nimmt alles um sich herum genau wahr. Der Politiker ist sichtlich beeindruckt. Von dem, was er sieht und von dem, was ihm der Inhaber und Chef-Trainer der Sportschule, Orhan Celik, berichtet. In dem hellen Übungsraum herrscht Kampfstimmung – und dennoch eine sehr freundliche Atmosphäre. Man geht respektvoll miteinander um. Es üben gerade die „Nibelungen Elite Kids“. Und das ist ein ganz besonderer Kurs. „Darin werden Kinder mit und ohne Handicap nach den Regeln des Kampfsports trainiert, jedoch ohne Leistungsdruck“, erklärt Celik. Dass alles 100prozentig exakt ausgeführt wird, sei in diesem Fall gar nicht entscheidend. Die Kontrolle über den Körper komme spielerisch. „Im Vordergrund steht der Spaß am Sport“, sagt Orhan Celik und fasst nicht ganz ohne Stolz zusammen: „Unser Konzept ist bundesweit einmalig“. Jan Metzler schaut zu, mit wie viel Freude die Kinder bei der Sache sind. „Meine Anerkennung! Mein Respekt!“, sagt er, mit Blick auf den Kurs, aber auch auf die gesamte Sportschule.

 

Orhan Celik ist nicht irgendwer. Der Titel „King“, der auf dem Logo seiner Sportschule neben Celiks Konterfei prangt, hat durchaus einen Grund: Orhan Celik ist Deutscher Meister, Europameister und Weltmeister im Kickboxen. Und als Trainer ist er inzwischen längst selbst ein Meistermacher. Davon zeugen die Pokale – darunter auch solche internationaler Wettbewerbe – an den Wänden der Sportschule, die lange Regale füllen. „Sie sind als Trainer Vorbild“ stellt Metzer fest. „Und Sie sind der Motivator für die Leidenschaft, die sich dann entwickelt“. Der Nachwuchs hat Power. Und Selbstvertrauen. In den anderen Kursen kommt es auf Technik und Präzision an, auf Körperbeherrschung und Disziplin, Fairness und Respekt. Auch das Vermitteln dieser Tugenden wird von Metzler gelobt.

 

Doch Leistung ist für Orhan Celik eben nicht alles. Das ungeschriebene Gesetz bei den Nibelungen Elite Kids ist ein anderes. Es lautet: Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast – jeder kann mitmachen. Celiks jüngster Sohn Aras, der ebenfalls in der Gruppe mit trainiert, hat das Down-Syndrom. „Zur Inklusion gehört Prävention“, weiß Celik. Der Wormser ist auch gefragt als Fachmann für Wokshops und Vorträge zu diesem Thema, demnächst beispielsweise auf dem Down-Sportlerfestival in Frankfurt. „Die regelmäßige Bewegung hilft Menschen mit Handicap genau wie jedem anderen, Teil einer Gemeinschaft zu sein“, sagt Celik. „Ebenso hilft sie, Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegen zu treten“ – wobei das Wörtchen „treten“ bei Celik durchaus auch mal wörtlich zu nehmen ist. Er bedauert, dass es viele Jugendliche heute verlernt hätten, auf Bäume zu klettern, vor lauter Computerspielen. Dem will er etwas entgegensetzten. Metzler schätzt Celiks Engagement: „Sie holen die Jugendlichen dort ab, wo es gebraucht wird“.

 

Orhan Celiks Anhängerschar auf Facebook ist groß. Sein Angebot in der Sportschule ebenfalls: Neben Kursen rund um Thai- und Kickboxen wird seit Kurzem auch Boxen angeboten. Das alles ist übrigens keine reine Jungs-Domäne. Etwa ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in der Sportschule sind weiblich.

 

Kämpfen musste Orhan Celik allerdings auch, bis seine Sportschule tatsächlich etabliert war. Im Mai des vergangenen Jahres hat er die Einrichtung eröffnet und damit sein Hobby zum Beruf gemacht – wobei ihn Ehefrau Berna übrigens tatkräftig unterstützt bei den administrativen Aufgaben. „Die ersten Monate waren sehr hart“, berichtet Celik. Inzwischen stehe die Sportschule wirtschaftlich stabil da. Ein Manko hat der eigentlich sehr gute Standort in der Stadtmitte, gegenüber dem WEP, nach dem Celik fast ein Jahr gesucht hatte, allerdings: Die Sportschule befindet sich im zweiten Obergeschoss. Einen Aufzug gibt es nicht. „Ein Mädchen, das auf den Rollstuhl angewiesen ist, muss von den Eltern die Treppe hochgetragen werden“, schildert Celik an einem Beispiel, welche Probleme dadurch entstehen. „Wir sind hier noch auf der Suche nach einer Lösung“.

 

Infos unter www.king-celik.com. Kontakt auch per E-Mail unter info[a]king-celik.com oder über Facebook.