Neue Richtung für die Pflege

Ajla Crnalic macht sich in Worms mit mobilem Pflegedienst selbständig / Lob von MdB Jan Metzler für außergewöhnliches Konzept: „Kann Blaupause für andere sein“

 

WORMS/RHEINHESSEN „Man kann nicht jeden Tag etwas Großes tun, aber gewiss etwas Gutes“ – mit diesem Leitsatz geht Ajla Crnalic jetzt zum Jahresbeginn an den Start mit ihrem neu gegründeten Unternehmen, dem mobilen Pflegedienst „AC-Pflege“ in der Friedrich-Ebert Straße 84 in Worms. Der Bundestagsabgeordnete Jan Metzler zollt dieser Gründung viel Respekt und lobt Crnalics unkonventionelle Herangehensweise und ihren unternehmerischen Mut: „Das kann eine Blaupause sein für andere."

 

Dabei nimmt der Abgeordnete auch die Hürden in den Blick, die zu überwinden waren. Dass die Gründung so schwierig werden würde, hätte Crnalic selbst nicht erwartet. Schließlich gibt es in ihrer Branche hohen Bedarf: Die Menschen werden immer älter und sind infolge von körperlichen Gebrechen oder Demenz vermehrt auf fremde Hilfe angewiesen. Auch Crnalics Qualifikationen stimmen: Sie reichen von der Krankenschwester-Ausbildung über Weiterbildungen im Qualitätsmanagement, einem Studium für Pflegedienstleitung und Branchenpraxis-Erfahrung bis hinauf zur Führungsebene; obendrein arbeitet sie als Gutachterin im Bereich Pflege und ist als Unternehmensberaterin für andere Pflegeeinrichtungen tätig. Crnalics Wirtschaftsplan gilt ebenfalls als grundsolide, sogar einen Professor als Gewährsmann hat sie mit im Boot.

 

Und doch entpuppte sich das Vorhaben als Spießrutenlauf. „Ich bekam keinen Kredit.“ Der Grund: Niemand habe geglaubt, dass sie genügend Fachkräfte finden werde. Letztlich waren es eine Mischung aus Herzlichkeit und Hartnäckigkeit und ihr unermüdliches Engagement, weshalb es ihr dann doch alles gelang. Und bei der Anschaffung von Büromöbeln beispielsweise halfen Firmenspenden und Ebay-Schnäppchen.

 

231 Bewerbungen

 

Der Durchbruch zeigte sich spätestens im Mai: „Da hatten wir 231 Bewerbungen von Fachkräften und Hifskräften!“ Es hatte sich offenbar herumgesprochen, dass Crnalic so manches anders macht. Doch was war dieses andere? Um das zu erklären, beschreibt Crnalic ihre Motivation: „Ich will etwas verändern!“ Daher habe sie sich gefragt: Was fehlt der Branche? Und weil sie selbst Mutter dreier Kinder ist, habe sie schnell ein Kardinalproblem erkannt: „Für die Mitarbeiter*innen ist das Wichtigste, dass für ihre Kinder die Betreuung sichergestellt ist." Sie setzt auf das Arbeitszeitmodell „The White List“, von ihr selbst entwickelt, wie sie berichtet. „Bei uns schreiben Mitarbeiter*innen ihren Dienstplan selbst“, erklärt die Chefin. Sie bietet ausschließlich unbefristete Arbeitsverträge in Voll- oder Teilzeit, zahlt nach Tarif, inklusive Weihnachtsgeld, ermöglicht eine 37-Stunden-Woche und bietet manches Extra, beispielsweise eine kostenlose Mitgliedschaft im Fitness-Studio und Kinder-Ferienbetreuung. Auch familiäres Arbeitsklima, wertschätzende Führungskultur, flache Hierarchien und Weiterbildungsmöglichkeiten sind in ihren Augen wichtig. Ihre Pläne gehen sogar in Richtung Betriebskindergarten („AC Kids Club“): erste Gespräche mit dem Jobcenter und der Stadt Worms habe es schon gegeben. Überlegt werde nun auch, inwieweit sich dafür Tagesmütter gewinnen lassen, zum Beispiel über einen Trägerverein.

 

Auch einen Podcast zum Thema hat die energiegeladene Unternehmerin geplant. Dieser soll voraussichtlich im Februar an den Start gehen. Eine Botschaft lautet: „Es fehlt nicht am Geld“. Keiner der Bewerber*innen habe von sich aus nach dem Gehalt gefragt. Viel wichtiger seien Vereinbarkeit von Familie und Beruf – und eben die Herzlichkeit, die sich bei AC schon im Logo zeigt, einem stilisierten Herz. „Und von dieser Herzlichkeit profitieren natürlich auch die Patient*innen."

Unternehmerisches Geschick hat Crnalic schon seit eineinhalb Jahren bei ihrem bisherigen Unternehmen, einer medizinischen Fußpflege, bewiesen. „Unser Kundenstamm ist von 0 auf 840 Patient*innen gewachsen“, sagt sie. Ein Grund für den Erfolg sieht sie darin, dass sie, als eine der ganz wenigen im Umkreis, ihren Dienst auch als mobilen Service anbietet.

 

Kreative Pläne 

 

Unkonventionell lief es auch bei der Zusammenstellung des AC-Pflege-Teams. Wie Crnalic berichtet, hat sie erst mal nach leitenden Köpfen Ausschau gehalten. Inzwischen hat sie acht Fachleute eingestellt. „94 Prozent davon sind alleinerziehende Mütter“. Und allen habe sie ermöglicht, in Vollzeit arbeiten zu können. Natalie Hofmann und Jana Gerbig sind die stellvertretenden Pflegedienstleiterinnen.

 

Die Mitarbeiter*innen danken ihr diese Freiheiten mit hoher Flexibilität. Im Ergebnis habe sie nun einen Dienstplan, „den ich so nie hätte alleine schreiben können“, sagt Crnalic.

 

Das Versprechen, das Ajla Crnalic ihren Mitarbeiter*innen gibt, hat sie auch auf ihrer Homepage www.ac-pflege.de als Leitsatz: „Du kannst mit uns der Pflege eine neue Richtung geben und ein Teil von etwas Neuem und Großen werden.“