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Testfahrten mit dem Bus durch Worms

Bundestagsabgeordneter Jan Metzler und Landtagsabgeordneter Adolf Kessel haben die Testaktion der Initiative „Mobil trotz Behinderung“, sehr begrüßt. „Keine andere Gruppe von Menschen ist so auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen, wie diejenigen, die körperlich in ihrer Mobilität eingeschränkt sind“, schildert Adolf Kessel das Problem.

 

Ob blind, auf den Rollstuhl angewiesen oder eingeschränkt mobil, weil das Alter keine großen Sprünge mehr erlaubt – wie gut kommen solche Fahrgäste mit dem Bus durch Worms? Das haben Peter Fellmann von der Initiative „Mobil trotz Behinderung“ und Alfons Henn, der Vorsitzende des Wormser Blindenvereins, durch Testfahrten mit dem ÖPNV zweieinhalb Stunden lang geprüft – begleitet wurden sie von Renate Haag, der Vorsitzenden des Seniorenbeirats, und CDU-Stadtratsmitglied Barbara Wirth. Die Gruppe kam dabei zu überraschenden Ergebnissen: Von „glatt durchgefallen“ bis „sehr gut und bequem“ reichte das Spektrum, über das Bundestagsabgeordneter Jan Metzler sagt: „Das Ergebnis zeigt, dass Menschen mit einer Behinderung im Alltag nicht allein durch gute Technik geholfen wird, sondern, dass auch Mitarbeiter und das Umfeld sensibilisiert werden müssen“.

 

Sehr gut schnitt die Technik in den Bussen ab. Peter Fellmann, der selbst an den Rollstuhl angewiesen ist, sagte: „In Worms kann man im Bus auch im Rollstuhl bequem von A nach B kommen“. Der Komfort für behinderte Menschen habe sich klar verbessert seit der Einführung der neuen Busse im Juni. Es gibt absenkbare Einstiege an den Gelenkbussen, ausklappbare Rampen, sowie Signalgeber für den Haltewunsch an den richtigen Stellen. Die Note mangelhaft hingegen kassierte der Standort der Fahr und Netzpläne am Busbahnhof: „Viel zu hoch – nicht nur für Rollstuhlfahrer“, urteilten Peter Fellmann, Barbara Wirth und Renate Haag.

 

Nur mit einem Ungenügend lässt sich der Test von Alfons Henn zusammenfassen, der selbst blind ist und von seiner Frau Anna Maria begleitet wurde: „Alleine wäre ich nicht zurechtgekommen“. Grund: die Namen der Haltestellen wurden während der Fahrt zwar per Monitor angezeigt, die Lautsprecherdurchsagen waren jedoch auf keiner der drei Teststrecken eingeschaltet. Darauf angesprochen antwortete ein Busfahrer, er wisse gar nicht, wie dies funktioniere. Ein anderer sagte, die automatischen Durchsagen seien unzureichend, weil sie angesichts der vielen Umleitungen und Ersatzhaltestellen nicht stimmten. Schon der Einstieg bereitete Alfons Henn Probleme: Der Bus hielt nicht dort, wo ihn die geriffelten Leitstreifen auf dem Boden hinführten. „Wo eigentlich die Einstiegstür hätte sein sollen, war Buswand“. 

 

Ein großes Problem: alle drei Busfahrer mussten erst darauf aufmerksam gemacht werden, dass ein Rollstuhlfahrer mitfahren möchte und darum gebeten werden,  die Rampe auszuklappen, was per Hand vorgenommen werden muss. Zwei Busfahrer wollten auch dann zunächst nicht anpacken. „Die Tür klemmt sonst und ich kann nicht mehr starten“,  „das muss ihre Begleitperson machen“,  „ich darf das eigentlich gar nicht, weil ich es mit den Bandscheiben habe“, lauteten die Antworten.  Erst, als Peter Fellmann selbstbewusst auf sein Recht bestand, war dies dann doch möglich – und funktionierte technisch einwandfrei.

 

Barbara Wirth wünschte sich außerdem, dass bei neuen Straßenprojekten an Haltestellen noch stärker auf einen höheren Bordstein geachtet werde, was das Einsteigen ebenfalls erleichtere.