Wie lässt sich die ärztliche Versorgung verbessern, insbesondere die mit Hausärzten? Eine ganz konkrete Antwort darauf haben Bundestagsabgeordneter Jan Metzler, Landtagsabgeordneter Adolf Kessel, sowie die Mitglieder der CDU-Stadtratsfraktion Iris Muth und Raimund Sürder anhand des neuen Modellprojekts des Wormser Gesundheitsnetzes (WoGe) vorgestellt bekommen. In der Geschäftsstelle der WoGe, im neuen Ärztehaus im Liebenauer Feld präsentierten der WoGe-Vorsitzende Paul Brämer, sowie Sascha Dupuis das Projekt, das im Ärztehaus gestartet ist. Das Besondere daran: Ärzte bekommen dort von der WoGe Service GmbH die komplette Praxis gestellt und in betriebswirtschaftlicher sowie logistischer Hinsicht gemanagt. Die WoGe stellt also Räume, Geräte und Personal zur Verfügung, übernimmt das unternehmerische Know-How und erledigt die Bürokratie, von der Lohnabrechnung bis zur Steuererklärung.
„Die Ärzte bleiben selbständig, sie können jedoch ihre Arbeitskraft ganz der Sprechstunde widmen und all das, was so viele Mediziner vor der eigenen Praxisgründung abschreckt, ganz einfach bei uns als Dienstleistung einkaufen“, fasst Sascha Dupuis das Konzept zusammen. „Ob oder wo sich ein Arzt mit einer Praxis ansiedelt, hängt weniger mit der Höhe des Honorars zusammen, sondern vielmehr davon, wie gut organisatorische Hürden beseitigt werden.“ Nicht nur für jüngere, sondern auch für ältere Ärzte, oder solche, die Teilzeit arbeiten möchten, sei dieser Service interessant. Dupuis: „Gerne unterbreitet die WoGe dieses „Service-Angebot“ auch weiteren Ärzten. Im Ärztehaus sind noch freie Praxisflächen verfügbar, wir können noch weiteren Ärzten bei der Niederlassung im Ärztehaus helfen.“
„Das Modellprojekt ist zukunftsweisend“, lobten Bundestagsabgeordneter Jan Metzler, sowie der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionssprecher der CDU im Stadtrat, Adolf Kessel. Raimund Sürder und Iris Muth, ebenfalls Mitglieder der CDU im Stadtrat, betonten, dass sich mit diesem Konzept auch die ärztliche Versorgung in den Vororten und im ländlichen Raum verbessern lasse. Dupuis erklärte, wie die WoGe dies umsetzen könne: „Kommunen oder Gemeinden können hierzu Räume an die WoGe Service GmbH vermieten; diese richtet dort Praxen ein, übernimmt das Management und gewinnt Ärzte, die sich wiederum in diese Praxen einmieten.“
Vorsitzender Brämer informierte über Grundsätzliches: Die WoGe besteht seit elf Jahren. In ihr haben sich 100 Ärzte mit 80 selbständigen, ambulanten Praxen zusammengeschlossen. „Das Netzwerk hilft unter anderem bei der Ärzteweiterbildung, der Patientenfortbildung und erbringt verschiedene Dienstleistungen“. Weil vor allem Hausärzte gebraucht würden und diese Sparte im Studium derzeit noch etwas kurz komme, informiere die WoGe Studierende auch insbesondere über die Vielseitigkeit des Hausarztberufs und vermittle Kontakte und Praktika.
Gleichwohl wies Dupuis darauf hin, dass noch gesetzliche Hürden bestünden, die das neue Projekt erschwerten: „Hier könnte der Gesetzgeber auf Bundes- oder Landesebene helfen“. Zum Beispiel sei die Kassenärztliche Vereinigung bei der Reglementierung angeblich überversorgter Bezirke, wie etwa bei Kinderärzten, an enge Grenzen gebunden. Dupuis: „Hier können wohl nur Ausweitungen dieser Grenzen helfen“. Als weiteren Wunsch nennt er, dass künftig auch Ärztenetzwerke Arztsitze aufkaufen können, so wie dies derzeit schon für Kommunen geplant wird. Dupuis: „Dann hätte auch die WoGe mehr Handlungsspielraum“. Metzler und Kessel sagten, sie wollen helfen und außerdem prüfen, inwieweit sich für das Modellprojekt Fördermöglichkeiten generieren lassen.