Der Bau einer Rheinbrücke bei Nierstein ist bis 2030 im neuen Bundesverkehrswegeplan zwar nicht vorgesehen. Für die Brücken-Befürworter um Jan Metzler gerade deshalb Grund genug, jetzt die Debatte einer Rheinquerung bei Nierstein langfristig neu aufzulegen: „Nach dem Bundesverkehrswegeplan ist schließlich vor dem Bundesverkehrswegeplan.“
Der gerade im Bundeskabinett verabschiedete Bundesverkehrswegeplan wird nach der Sommerpause in die Abstimmung gehen. Alle aktuellen rheinhessischen Verkehrsprojekte wurden darin bedacht. Besonders erfreulich: die Niersteiner Umgehungen B9 und B 420 sollen bis 2030 in Realisierung gehen. Eine Rheinbrücke war im Verkehrswegeplan allerdings nie vorgesehen.
Bereits Anfang des Jahres hatten sich mittels einer Internet-Petition mehr als 1000 Bürgerinnen und Bürger für den Bau einer Rheinbrücke bei Nierstein ausgesprochen. Die Presse hatte mehrfach berichtet. Der Initiator der Petition, der Oppenheimer Claus Uebel, hatte sich auch an den Bundestagsabgeordneten Jan Metzler gewandt und um dessen Unterstützung gebeten. Bewusst hatte sich Metzler zunächst aus der öffentlichen Debatte rausgehalten, um die rheinhessischen Verkehrsprojekte im Bundesverkehrswegeplan nicht zu gefährden. Im Hintergrund hat Metzler aber bereits wichtige Informationen bei Ministerien und Behörden eingeholt, zusammengetragen und das Brückenszenario gemeinsam mit Claus Uebel weitergedacht. Die IHK Rheinhessen wurde ebenfalls frühzeitig mit eingebunden. Hauptgeschäftsführer Günter Jertz begrüßt die Initiative ausdrücklich.: "Wichtig ist vor allem, dass die Petition von der Politik und den Gemeinden flankiert wird. Ohne ein breites Bündnis geht es nicht."
Die drei sind sich einig: ein weiterer Rheinbrückenschlag zwischen Mainz und Worms wäre ein Quantensprung für die Verkehrsinfrastruktur, realistisch betrachtet aber ein Langfristprojekt. Deshalb gelte es nun, in den kommenden Jahren den Grundstock zu legen und Hürden beiseite zu räumen. Und Hürden gibt es abgesehen von der Finanzierung genug.
So besteht zum Beispiel auf hessischer Seite auf Höhe Nierstein ein Vogelschutz- bzw. Flora Fauna Habitat-Gebiet. Der Bau einer Brücke ist zwar möglich, aber nur wenn davon keine negativen Auswirkungen auf die für das Gebiet jeweils festgelegten Erhaltungsziele der dort geschützten Arten und Lebensräume ausgehen. Für Pläne und Projekte, besteht also kein kategorisches Verbot, sondern eine strenge Prüfpflicht und ein ungleich komplizierteres Verfahren.
„Verkehrstechnisch macht eine Brücke bei Nierstein am meisten Sinn.“ ist Metzler überzeugt. „Wenn wir allerdings in der Diskussion an dieser Stelle überhaupt nicht weiterkommen, müssen wir auch über Alternativen nachdenken, beispielsweise eine Querung zwischen dem südlicher gelegenen Eich und dem hessischen Gernsheim.“ Denn zwischen Worms und Mainz gibt es nur noch auf der Höhe von Eich Flächen, die auf hessischer Seite nicht als Schutzgebiete deklariert sind.
Für Claus Uebel ist klar: „Es muss uns gelingen ein Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen für die dringende Notwendigkeit einer weiteren Rheinbrücke zwischen Mainz und Worms. Die oft als illusorisch bezeichnete Forderung muss zu einer faktenbasierten und realistischen Option werden, dann ist eine der wichtigsten Hürden genommen.“ Günter Jertz fügt hinzu: „Eine zusätzliche Rheinbrücke würde die Verkehrsinfrastruktur verbessern und damit gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Rheinhessen stärken“.
Metzler hat jetzt angeregt, gemeinsam mit Claus Uebel als Initiator der Petition und weiteren Entscheidungsträgern zügig in Nierstein zusammenzukommen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.